2005 gründeten Stefan und Günther Lehmann die LEHMANNs Gastronomie: Gerade einmal 150 Essen für drei Einrichtungen bereiteten sie täglich in der Küche eines Altenheims vor. Heute verlassen Speisen für über 200 Kund*innen im Rheinland und der Umgebung den Firmensitz in Bonn-Dransdorf. Für das 20-jährige Jubiläum sind zwei Feiern geplant, um den Meilenstein mit Mitarbeitenden und Geschäftspartner*innen gebührend zu würdigen.
Wie hat das Unternehmen sich in den letzten 20 Jahren verändert? Worauf sind die Gründer besonders stolz? Und welche Pläne haben sie für die Zukunft? Das verrät Gründer und Geschäftsführer Stefan Lehmann im Interview.
Eigentlich haben sich alle Bereiche verändert. Als wir das Unternehmen damals in einer Seniorenheimküche gegründet haben, bestand das Team nur aus meinem Vater als Koch, einem weiteren Koch, fünf Küchenhilfen und mir als Verwaltungs- und Logistikmitarbeiter. Mittlerweile gibt es für jeden Bereich eine eigene Abteilung bestehend aus Abteilungsleitung, Teamleitung und vielen engagierten Mitarbeitenden. Das Einzige, das die ganzen Jahre über konstant geblieben ist, ist die hohe Qualität unserer Rohstoffe und somit unserer Speisen sowie unser hoher Anspruch an die Hygiene.
Besonders stolz sind wir auf die Entwicklung, die viele unsere Mitarbeitenden gemacht haben. Gerade in den ersten Jahren war es sicherlich schwer, dem unermüdlichen Tatendrang und den verrückten Ideen meines Vaters und mir zu folgen. Es ist fantastisch zu sehen, wie sich viele Kollegen und liebgewonnene Menschen zu tragenden Säulen und zum Teil zu Führungskräften entwickelt haben. Darüber hinaus sind wir natürlich stolz auf die vielen Projekte und Ideen, die unser Unternehmen so besonders machen. Dazu gehörte zum Beispiel die Online Großküche, der Baukastenspeiseplan und die beiden selbst geplanten Großküchen.
Die Corona-Zeit war die größte Herausforderung in unserer Unternehmensgeschichte. Zwei Jahre nach Fertigstellung unserer zweiten Großküche wurde uns, durch die Schließung der Schulen und Kitas, der Markt und somit unsere Existenzgrundlage genommen. In dieser schwierigen Zeit haben wir leider auch gute Mitarbeitende verloren und es hat sehr lange gedauert diese personellen Lücken mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Mittlerweile sind alle offenen Stellen wieder besetzt und wir hoffen, dass eine solche Pandemie das Leben und das Unternehmen nie wieder stilllegen wird.
Generell haben sich die Ansprüche und Wünsche sehr verändert. Während es vor zwanzig Jahren so gut wie keine professionelle Kinder- und Schulverpflegung in Deutschland gab, hat sich das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung in unserer Gesellschaft über die letzten Jahre sehr stark entwickelt. Aus „Hauptsache die Kinder sind satt und glücklich“ ist mittlerweile ein hochkomplexer Verpflegungsauftrag geworden. Die Ernährung soll DGE-konform sein, weniger Fleisch beinhalten, sehr ausgewogen und nährstoffreich sein und muss viele Sonderkostformen wie Unverträglichkeiten, Allergien und andere Vorlieben berücksichtigen. Die Krux an dem Ganzen ist jedoch, dass die Zahlungsbereitschaft sich nicht im angemessenen Verhältnis mitentwickelt hat. Immer noch kämpfen wir für ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis – also eine leistungsgerechte Bezahlung unserer Branche.
Früher wurden die Speisen nach klassischer Hausmannkost zubereitet. Heute sind die Rezepturen verändert und es wird ein noch größerer Wert auf eine fettreduzierte, salzarme, kindgerechte und gesunde Verpflegung gelegt. So hat sich unser Angebot von einem einfachen Speiseplan mit zwei Menüs zu einem sehr variablen und abwechslungsreichen Baukastensystem mit fünf Menülinien entwickelt. Eine der Menülinien ist dabei DGE-zertifiziert, zudem gibt es zwei Gerichte pro Woche in Bioqualität. Insgesamt besteht unser Speisenangebot zu über 60 % aus vegetarischen Speisen und unsere Küche bereitet bis zu 150 allergikergeeignete Essen pro Tag zu, um auch alle Tischgäste mit Unverträglichkeiten und Allergien zu verpflegen.
Generell freuen wir uns über jedes Feedback, sei es Lob oder konstruktive Kritik. Wenn wir von Eltern hören, dass ihre Kinder bei uns Gerichte essen, die sie zu Hause verschmähen, macht uns das schon stolz. Regelmäßig erhalten wir aus der Elternschaft Rezeptanfragen, wie wir beispielsweise unser Salatdressing zubereiten. All dies ist für uns die größte Bestätigung unserer Arbeit.
Für die Zukunft wünschen wir uns eine angemessene Zahlungsbereitschaft für die Verpflegungsleistung, die wir professionellen Kita- und Schulcaterer anbieten. Für LEHMANNs wünsche ich mir, dass die hohe Kundenloyalität, die wir genießen dürfen, anhält und das Unternehmen weiterhin gesund wächst. Mir persönlich liegt die Weiterentwicklung des Unternehmens besonders am Herzen. Dazu zählen vor allem alle Bauprojekte und besonders freue ich mich auf die anvisierte Digitalisierung vieler Bereiche.
Wir leben in einem privilegierten Land und den Wohlstand, den wir in Deutschland genießen ist im Vergleich zu den meisten anderen Ländern dieser Erde gar nicht in Worte zu fassen. Wir sollten anfangen dies zu genießen, wertzuschätzen und optimistisch zu sehen. In unserem Land neigen wir oft dazu, die Dinge negativ zu sehen und schlecht zu reden. Außerdem wünsche ich mir, dass wir in Deutschland endlich eine andere Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln entwickeln sowie bereit sind, einen angemessenen Preis für ein gutes Kinderessen zu zahlen.